Funk-Amateur-Club Basel

von © Matthias, HB9TPN

 

Schon lange war ich auf der Suche nach einer Multiband KW-Antenne, welche schnell aufzustellen und schnell zu bauen ist. Meine Antenne braucht kein DX-Knacker zu sein. Hier geht es um wenig Sendeleistung und um die Freude am Funken. Und wie heisst es so schön: „Besser eine schlechte Antenne, als überhaupt keine Antenne.“

 
Meine Antenne sollte folgende Eigenschaften aufweisen:
- Der Zusammenbau in meiner heimischen Bastelecke (z.B. Bau des BALUNs, Steckermontage, etc.) muss innerhalb 30 Minuten erfolgen können
- Schnell aufgebaut (<5 Minuten) und einfach zu transportieren
- Wenig Materialaufwand, und damit günstig zu bauen (< 20 CHF, ohne Antennendraht)
- Das Material muss handelsüblich sein
- Kann mit einem eingebauten TRX-Antennen Tuner betrieben werden
- Der Antennendraht muss variabel (z.B. zwischen 10-30 Meter) sein, d.h. die Antennenlänge ist nicht primär massgebend
- Gewicht <500 Gramm
- Antenne muss abstimmbar sein für das 10m bis 40m Band (ev. 80m-Band), auch für die WARC-Bänder
- Die Antenne muss mit max. 100W PEP belastbar sein
 
Damit waren meine Startbedingungen klar. Am einfachsten wäre eine Dipolantenne, welche aber nicht für alle gewünschten Bänder resonant ist und die Drahtlänge massgebend ist. Eine weitere Variante wäre eine Delta-Loop Antenne, welche aber ebenfalls nicht für alle gewünschten Bänder resonant ist und der Aufbau jeweils ein Aufhängepunkt und zwei Abspannpunkte verlangt. Weitere Antennen benötigen Sperrkreise, Verlängerungsinduktivitäten, Radiale oder müssen mit Drehkondensator und/oder Induktivität zuerst abgestimmt werden. Nein, lieber nicht! Genau dieser Sorte Antenne wollte ich aus dem Weg gehen. Damit begab ich mich ins weltweite Spinnennetz (WWW), konsultierte die einschlägige Literatur (Rothammel, Gerd Janzen, Böttcher und Sichla, etc.), immer auf der Suche nach meiner Wunschantenne. Dabei stolpert man über Antennenbaubücher, welche die dümmsten Binsenweisheiten, wie „.. irgend etwas strahlt immer...“, noch zu Geld machen. Nach einigem Suchen und Vergleichen bin ich dann auf die endgespiesene Drahtantenne gelangt. Drahtantennen kann man nicht nur als Dipole in der Mitte oder als Windom bei 1/3 des resonanten Leiters einspeisen, sondern auch an einem der beiden Enden. Man unterscheidet zwischen unresonanten, Halbwellen- oder Antennen mit Viertelwellenresonanz. 
 

Die endgespiesene unresonante Antenne

Theorie zur Antenne
Die endgespiesene Antenne benötigt zwei Aufhängepunkte, welche jeweils mit einem Isolator ins Gelände gehängt wird. Die Resonanzfrequenzen und SWR sind abhängig von Drahtlänge, Drahtdurchmesser und den Umgebungsbedingungen. Auf die Berechnungsformel wird hier aus praktischen Gründen verzichtet.
Die Drahtlänge ist eher unkritisch, sollte aber mindestens 5-6m betragen, ansonsten wird die Antenne ineffizient. Längere Antennen (>35m) sind ebenfalls möglich, dann kann man sich aber bereits Gedanken über eine FD4-Antenne machen. 


Endgespeiste AntenneBild 1: Aufbau endgespiesene Antenne

 

In der Theorie haben endgespiesene Antennen eine hohe Impedanz am Einspeisepunkt (ca. 2500 Ohm), welche in die Gegend von 50 Ohm gebracht werden müssen. Dabei bieten sich mehrere Varianten an. Entweder hat man einen Tuner, welcher mit solch hohen Impedanzen umgehen kann und man hängt den Antennendraht direkt an den Tuner. Oder man verwendet einen BALUN, welcher die Impedanz transformiert. Zu bedenken ist, dass der Schirm des Koaxkables als Rückleitung der Antenne dient und damit ebenfalls als Strahler wirkt. Dem wird entgegen gewirkt, falls man das Ende des BALUNs (siehe Bild 4, „Coax Shield“) direkt vor Ort erdet (z.B. an einem Geländer, Dachkännel, Staberder, etc.) und ggf. in die Koaxleitung eine Mantelwellensperre montiert.
Bei der Simulation der Antenne (Bild 2) mit EZNEC zeigt sich, dass die Antenne mehrere Resonanzpunkte hat. Ich habe die Simulation mit einem etwas sehr langen Antennendraht (31m, 1mm Durchmesser) durchgeführt, was der Realität entspricht, wie er bei mir im Garten hängt. Die Antenne lässt sich durch Kürzen noch weiter optimieren, aber dann ist es keine 30 Minuten Antenne mehr. Da die Antenne vom Ende (oder Anfang, je nach Blickrichtung) gespiesen wird, ist die Strahlrichtung in Richtung des Drahtes (Bild 3, X-Achse), was sich später beim Sende-/Empfangstest mit dem Reverse Beacon Network RBN zeigen wird. Der Strahlungswinkel der Hauptkeule beträgt ca. 30°, was nicht unbedingt für eine DX-Antenne spricht. 

 

EZNEC SWRPlot  EZNEC 3DPlot 
 Bild 2: EZNEC SWR Plot  Bild 3: EZNEC 3D Plot

 

Aufbau und Praxis der Antenne

Ich habe mich für einen 9:1 BALUN entschieden, welcher einfach zu bauen ist und das notwendige Material bereits in meiner Bastelkiste lag. Der 9:1 BALUN bringt die hochohmige Antenne zumindest in die Nähe von 50 Ohm, der Rest macht mein Tuner vom KX3. Eine weitere Option wäre der Bau eines 1:50 BALUNs, was aber eine andere Bauweise benötigen würde. Als Ringkern verwendete ich den T106-2 (Kosten 1,64 Euro), der etwas grössere Ringkern T130-2 würde ebenfalls passen.  

Schema Endfed  Ansicht BALUN 
 Bild 4: Schema 9:1 BALUN  Bild 5: Aufbau 9:1 BALUN

 

Das ganze packte ich in ein Kunststoff Kleingehäuse (Kosten 2,23 Euro) und verpasste dem Gehäuse noch ein Loch für den PL-Stecker (Kosten 0,58 Euro) sowie zwei Löcher für Schrauben mit Flügelmuttern. Dieses Gehäuse ist nicht wasser- oder staubdicht. Für eine permanente Aussenmontage empfiehlt sich eine wasserdichte (IP-Schutz) Aufputzdose zu nehmen. 

 BALUN Box

 Bild 6: Eingebauter BALUN in PVC Box

 

Den BALUN habe ich mit der Flügelmutter (siehe Bild 6, Flügelmutter neben dem PL-Stecker) an meinen Kupfer-Dachkännel gehängt, was das SWR etwas verändert, aber mein Koaxkabel nicht als strahlendes Ende missbraucht. Als Antennendraht habe ich handelsübliche Litze (AWG18, PVC-Isolation) genommen, was das teuerste am ganzen Aufbau ist. Wird eine permanente Montage vorgesehen, sollte ein UV-beständiger Antennendraht genommen werden. 
Auf Grund der topographischen Begebenheit meines Gartens spannte ich ca. 31m Draht in Richtung Nordost / Südwest zwischen diversen Gebäuden in etwa 4m Höhe auf. Die Antenne lässt sich ohne Probleme vom 40m Band bis ins 10m Band mit dem internen KX3-Tuner abstimmen. Inbegriffen ist das 30m, 17m und 12m Band.

Der Praxistest liess nicht lange auf sich warten. Ich versuchte mein Glück mit meinem KX3 (QRP) und meiner neuen Antenne im CQMM DX Contest sowie beim IOTA Contest (Island on the Air). Dabei zeigte sich, dass die Antenne sehr gut funktioniert. Folgende erwähnenswerten DXCC konnten geloggt werden: VY2, TA, J49, PI4, 9A, G, YT, EA5, UR, GI, EI, K3, K5, 4Z1, etc.
 
Bild 7 zeigt einen Auszug des Reverse Beacon Networks mit meinem KX3 und QRP (10W). Dabei ist tendenziell die Richtwirkung NO/SW zu erkennen, obwohl auch andere Stationen von anderen Himmelsrichtungen mehrfach geloggt wurden.
 
 
RBN
Bild 7: Reverse Beacon Network Versuch mit 30 Minuten Antenne

 

FAZIT: 

Die Antenne ist sehr schnell aufgebaut und in Bezug auf SWR und Abstrahlung unproblematisch. Die Resonanzpunkte könnten mittels Längenanpassung des Antennendrahtes optimiert werden. Die Antenne kann horizontal, vertikal oder als Sloper aufgehängt werden. Ich habe bis dato nur die horizontale Version getestet. Die Kosten für den BALUN, Stecker, Gehäuse, Schrauben und Kabelschuhe sind gering (<10 CHF). Die Kosten des Antennendrahtes bewegen sich je nach verwendeten Drahtes bei ca 0.60 CHF/m (für AWG18 und PVC Isolation). Der BALUN und das Gehäuse waren innerhalb einer halben Stunde fertig gebaut und die Antenne war in 10 Minuten aufgespannt. Ich musste mich noch durch das Gebüsch des Gartens quälen, um den Abspannpunkt zu erreichen. Sonst wären es 5 Minuten gewesen. Jedoch habe ich diesen Aufbau nicht mit 100W PEP belastet, dazu ist der BALUN-Draht sowie der Ringkern zu klein ausgelegt. 

 
Bücher zum Thema:
Böttcher, Klaus / Sichla, Frank (2004): Amateurfunkantennen mit geringem Platzbedarf, vth, 76492 Baden-Baden
 
Link zu einer weiteren Bauanleitung:
http://www.earchi.org/92011endfedfiles/Endfed6_40.pdf
 
Über ein Feedback zu Nachbauten und die Erfahrungen dazu würde sich der Autor dieses Artikels freuen. 
Email an: homepage (ät) facb.ch
Viel Spass beim Nachbauen, Matthias HB9TPN